Die Frage, ob wir Fleisch essen sollten oder nicht, stellten Gelehrte bereits in der Antike. Heute verzichten viele auf tierische Produkte an sich, etwa auf Käse. Doch wie gesund ist vegan? Warum is(s)t vor allem unsere Jugend anders? Ein Infoabend im Juni eröffnet Perspektiven.
Schon seit Jahrhunderten werfen unsere größten Geister die Frage auf, was wir (nicht) essen sollten. So verzichtete bereist Leonardo da Vinci (1425-1519), einer der berühmtesten Universalgelehrten, auf den Verzehr von Fleisch.
Als erster großer Vegetarier gilt bis heute der griechische Mathematiker Pythagoras (582-496 v. Chr.). Schon vor mehr als 2500 Jahren meinte er: „Alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen zurück.“ Und strich Fleisch von seinem Speiseplan. Gleicher Meinung war der Schriftsteller George Bernhard Shaw (1856-1950): „Tiere sind meine Freunde und ich esse meine Freunde nicht.“
Am Thema Fleisch entzünden sich viele Diskussionen
Wahrlich, am Thema Fleisch entzünden sich viele Diskussionen. Neben der Frage nach dem Verhältnis zu Tieren, welche die Zitierten aufwerfen, kommt heute der fortschreitende Klimawandel ins Spiel. Die massenhaft Methan ausstoßende Kuh zeigt besonders deutlich: Tierhaltung verstärkt die Emission von Treibhausgasen. Und wo Weideflächen oder Felder für Futter gebraucht werden, dort kann kein Wald stehen, der für das klimatische Gleichgewicht eine immense Bedeutung hat.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: die Gesundheit des eigenen Körpers. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Vegetarier:innen sind seltener übergewichtig, leiden seltener an Bluthochdruck und Diabetes mellitus Typ 2 und haben ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Als möglicher Grund wird der regelmäßige Verzehr von Obst und Gemüse genannt. Die darin enthaltenen Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffe wirken gefäßschützend. Der hohe Ballaststoffgehalt der Pflanzenkost verbessert die Blutzuckerregulation und fördert eine gesunde Darmflora. Damit sinkt das Risiko an Darmkrebs zu erkranken.
Dagegen sieht die gemeinnützige Organisation zur Krebsprävention World Cancer Research Fund (WCRF) eine „überzeugende Evidenz“ dafür, dass rotes und verarbeitetes Fleisch die Entstehung von Dickdarmkrebs befördert. Der Verzicht auf Fleisch ist somit auch aus gesundheitlicher Sicht von Vorteil. Wissenschaftler:innen schätzen, dass 30 bis 50 Prozent aller Krebsfälle verhindert werden könnten – durch gesundes Körpergewicht, regelmäßige körperliche Aktivität sowie eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse.
Doch immer mehr Menschen wollen auch das Leid der Milchkühe in der Milchproduktion und der Hühner in der Eierproduktion nicht mehr mittragen und entscheiden sich für eine vegane Lebensweise.
Pflanzliche Ernährungsweise kann vollwertig sein
Doch wie gesund ist vegan? Wir merken es vor allem an unserer Jugend: Sie is(s)t anders – warum? Unser Infoabend im Juni eröffnet Perspektiven.
„Mit einer vollwertigen pflanzlichen Ernährungsweise ist die Zufuhr nahezu sämtlicher Nährstoffe gewährleistet, die für den menschlichen Körper essenziell sind“, ist auf der Website der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt zu lesen. Welche Lebensmittel genau gewählt werden? Die Stiftung verweist auf eine vegane Lebensmittelpyramide, die Gießener Wissenschaftler:innen entwickelt haben und bietet ein Poster zum Download an.
Unser Infoabend soll dieses Wissen im direkten Austausch vermitteln. Bekommt mein Kind ohne Milchprodukte genügend Kalzium? Ist es ohne Fisch ausreichend mit Omega-3-Fettsäuren versorgt? Was ist von veganen Ersatzprodukten zu halten? Ist in Sojaprodukten wirklich Östrogen enthalten? Und bietet Pflanzenkost nicht Vorteile für alle am Esstisch? Diplom-Trophologin Uta Gretzschel wird Ihnen Fragen wie diese fundiert beantworten.
Vegane Ernährung ist mehr als ein Trend. Immer mehr Menschen nehmen ihre Gewohnheiten unter die Lupe. Tierwohl, Klimaschutz oder gesundheitliche Aspekte – es gibt viele Gründe, auf das Steak zu verzichten. Jugendliche und junge Erwachsene entscheiden oft radikaler. Eltern sind gut beraten, sich fit zu machen.
Doch bei allen Diskussionen sollten Lockerheit, Selbstdistanz und Humor gewahrt bleiben. Der Dichter Joachim Ringelnatz (1883-1934) liebte das Wortspiel: „Seltsam: Auch die größten Vegetarier beißen nicht gerne ins Gras.“ Aphorismen wie dieser können manch festgefahrene Diskussion entkrampfen.